Das Jahr 1967 markierte den Anfang unserer heutigen Zeit: Die Epoche der Moderne, die davon ausging, mit einheitlichen Gebäuden, Möbeln und Rechten alles ordnen zu können, machte Platz für eine neue, ungewöhnliche und eigenwillige Phase.
Architekt*innen sahen den Vergnügungspark als die perfekte Stadt, während Designer*innen sich vom traditionellen Geschmack loslösten. Es war eine Zeit, in der nicht mehr Systeme, sondern individuelle Selbstverwirklichung im Vordergrund standen.
Die Entstehung neuer Medien vernetzte die Welt, wobei Bilder zur Plattform wurden, auf der Stil und Anerkennung zentral waren.
Die Ausstellung beleuchtet den Aufstieg der Informationsgesellschaft, die Expansion der Finanzmärkte und den Einfluss von Subkulturen, Musikrichtungen und modischen Trends.
Ein Höhepunkt der Ausstellung ist die Bundeskunsthalle selbst, die 1992 eröffnet wurde - ein Zeichen für das Ende des Kalten Krieges und parallel zur Veröffentlichung von Fukuyamas "Das Ende der Geschichte".
Jedoch hat die Geschichte ihren Lauf genommen, und heute wird wieder über die Postmoderne debattiert. Einige machen sie für Trumps Wahlerfolg verantwortlich, während andere ihre Freiheiten anprangern. Gleichzeitig erlebt postmoderne Ästhetik durch soziale Medien eine Wiederbelebung.
Designer*innen und Architekt*innen begeistern sich neu für postmoderne Ideen von Vielfalt, Widersprüchlichkeit und Dezentralisierung. In einer Zeit aufflammender Kulturkämpfe hält die Ausstellung der Gegenwart einen Spiegel vor, der zur Richtungsbestimmung dient:
Schon einmal warfen neue Medien alle Sicherheiten um, schon einmal entstanden aus Depression und Unsicherheit künstlerische Wagnisse und eine vielfältigere Gesellschaft.
In einer Inszenierung durch die postmodernen Architektur- und Design-Größen Nigel Coates und Neville Brody führt die Ausstellung chronologisch durch alles, was zwischen 1967 und 1992 den Ton angab:
Filme, Mode, Kunst, Design, Architektur, Technik und Musik. Künstler*innen wie Jenny Holzer oder Jean-Paul Goude haben historische Arbeiten eigens für die Ausstellung neu inszeniert.
Die Ausstellung ALLES AUF EINMAL: DIE POSTMODERNE, 1967–1992 wurde von Eva Kraus und Kolja Reichert kuratiert und läuft noch bis zum 28. Januar 2024 in der Bundeskunsthalle in Bonn (Helmut-Kohl-Allee 4 53113 Bonn). Weitere Informationen findet Ihr hier.
Mit Arbeiten von (Auswahl):
Pedro Almodóvar – Ant Farm – Apple Macintosh – Martine Bedin – Ricardo Bofill – Neville Brody – Judith Butler – David Byrne – Lucinda Childs – Nigel Coates – Combahee River Collective – Comme des Garçons – Coop Himmelb(l)au – Gilles Deleuze – Jacques Derrida – Peter Eisenman – Michel Foucault – Francis Fukuyama – Jean Paul Gaultier – Frank Gehry – General Idea – Jean-Paul Goude – Michael Graves – David Hockney – Hans Hollein – Jenny Holzer – Arata Isozaki – Frederic Jameson – Charles Jencks – Alejandro Jodorowsky – Philipp Johnson – Grace Jones – Rem Koolhaas – Kengo Kuma – Karl Lagerfeld – Louise Lawler – Michael Mann –Martin Margiela – Gordon Matta-Clark – Richard Meier – Alessandro Mendini – Issey Miyake – Claude Montana – Charles Moore – MOSCHINO – Nam June Paik – Nathalie Du Pasquier – Gustav Peichl – Gaetano Pesce – Renzo Piano – Paco Rabanne – Aldo Rossi – Ed Ruscha – Denise Scott Brown – Cindy Sherman – SITE – Thomas Gordon Smith – Ettore Sottsass – James Stirling – Studio 65 – Sturtevant – Stanley Tigerman – U.S.A. For Africa – Oswald Mathias Ungers – Robert Venturi – Roger Vadim – Gianni Versace – Madelon Vriesendorp – Andy Warhol – Vivienne Westwood – James Wines – Harumi Yamaguchi u.v.m.
Kuratorenteam: Eva Kraus, Kolja Reichert
Ausstellungsleitung: Susanne Annen
Fotos via Bundeskunsthalle
Header Bild: Hans Hollein, Skizze Spitze, Elefant für moderne Kunst Frankfurt, 1982 © Privatarchiv Hollein