Vans hat sich für die Reihe "These Projects are Ads for Creativity" mit internationalen Künstler*innen zusammengetan um Kreativität an sich zu feiern. Hierbei gab es keine speziellen Vorgaben wie die gefertigte Kunst am Ende auszusehen hat. Die Künstler*innen hatten somit freie Bahn. Hierbei entstanden Bilder, Videos, Skulpturen, Animationen und vieles mehr.

‍

‍

Hier stellen wir Euch Christopher Martin vor. Er ist ein multidisziplinärer Künstler, der die afroamerikanische Diaspora in seinen Kunstwerken thematisiert. Chris arbeitet mit Tattoos, Illustrationen und handgenähten Bannern – alle verbunden durch eine kühne Bildsprache, die seine Sicht der afroamerikanischen Kultur und Geschichte in Amerika widerspiegelt. Für dieses Projekt schuf er einen Kurzfilm, der sich auf die wichtigsten Themen und Motive seiner Arbeit bezieht.

‍

‍

Was inspiriert dich bei deiner kreativen Arbeit?

Das Schreiben ist eine Art Therapie für mich. Wenn ich Tagebuch schreibe, führe ich Gespräche mit mir selbst und erlebe Flashbacks von Erfahrungen aus meinem Leben, die sich in Ideen für meine Arbeit zur afrikanischen Diaspora übersetzen.

‍

‍

Der transatlantische Sklavenhandel, Matrosen-Tattoos, die Seefahrt, die Kultur der Südstaaten – all das inspiriert mich. Schwarze Menschen sehen sich in der Tattoo-Community mit dem traditionellen Americana-Style nur wenig repräsentiert. In diesem intimen Videoporträt teile ich meinen kreativen Prozess durch eine Montage von Visionen, Träumen und Albträumen in Bezug auf die Zurückdrängung und Dekonstruktion der weißen Vorherrschaft.

‍

‍

Während die Szenen in meinem Kopf verblassen, werden meine Illustrationen eingeblendet. Sie skizzieren Momente, die meinen traditionellen afroamerikanischen Tattoo-Flash-Style inspirieren.

‍

‍Woher kommen die unterschiedlichen Symboliken in deiner Arbeit?

Der Süden der USA hat meine künstlerische Praxis stark beeinflusst. Ich stamme aus dem Deep South, wo eine allgemeine Akzeptanz des Konföderationsgedankens herrscht. Erst nach meinem Umzug nach Kalifornien war ich in der Lage, meine Erfahrungen dort zu reflektieren. Ich begann, Patchwork-Banner aus Baumwolle zu machen.

‍

‍

Als schwarzer Mann nehme ich dieses bedeutungsvolle Material neu für mich in Anspruch, um ein düsteres und surrealistisches Narrativ des unterdrückten Sklaven abzubilden. Meine Patchwork-Banner haben markante Linien und kräftige Farbabstufungen und sie rücken die schwarze Kultur in den Fokus – genau wie die traditionellen afroamerikanischen Tattoos, die sich als Antwort auf die fehlende Repräsentation der schwarzen Community in der traditionellen US-amerikanischen Tattoo-Kunst entwickelt haben.

‍

‍

Ich war schon immer ein großer Fan von Americana-Tattoos und deren grafischer Schlichtheit, aber ich wurde oft von ihren Narrativen abgeschreckt. Es gibt eine ganze Reihe von Mainstream-Tätowierern, deren Motive immer wieder nachgestochen werden und die für ihr künstlerisches Genie gelobt werden, während die rassistischen, frauenfeindlichen, homophoben und konservativen Ansichten, die dadurch transportiert werden, ignoriert bleiben.

‍

‍

Ich kreiere Bilder, die die maritime Erfahrung des transatlantischen Sklavenhandels mit dem Style und der Ideologie der Americana-Tattoos verschmelzen lassen, die ursprünglich für Mitglieder der Marine und des Militärs entworfen wurden. Indem ich diese Bilder mit Motiven der schwarzen Kultur und Geschichte anreichere, verändere ich die Narrative der verletzenden, rassistischen Designs der Vergangenheit. Als traditioneller afroamerikanischer Tattoo-Künstler habe ich eine große Freude daran, traditionelle Flashs zu überarbeiten und zu enttarnen, was für die Menschen heute anstößig ist.

‍

‍

‍Kannst du uns ein bisschen was zu den Themen in deinem Film erzählen?

Die verschiedenen Farben der MĂĽtzen, die ich im Film die ganze Zeit ĂĽber trage, haben Symbolcharakter. Rot steht fĂĽr Blut, GrĂĽn fĂĽr die Erde und Schwarz fĂĽr die Haut. Da tauchen Kreuze auf, die das Zusammenbringen vergangener Traditionen und das Platzschaffen fĂĽr mehr Inklusion darstellen. Die Mundharmonika ist eine Hommage an den Blues und die Inspirationskraft, die er nie verloren hat.

‍

‍

Die Wellen repräsentieren den Widerstand innerhalb der Branche. Andere bewusste Symbole sind zum Beispiel schwarze Rosen, Seile, Ketten, Wasser, Land und die freie Luft als Sinnbild für die Freiheit.

‍

‍

Möchtest du noch einen abschließenden Gedanken zu dieser Produktion mit uns teilen?

Dieses Video ist meinem verstorbenen Bruder Steve Jr. gewidmet.

‍

‍