Ein winziger Ort im Nordwesten Englands, direkt am Meer gelegen. Die einzigartige Idylle und das raue Wetter kombiniert mit Möwengeschrei. Das ist Flimby. Es gibt zwar keine größeren Industriegebiete und es sieht auch weit und breit nicht danach aus, aber hier steht eine Fabrik einer der größten Sportfirmen der Welt: New Balance.

Flimby liegt an der Küste der Grafschaft Cumbria zwischen den Städten Maryport im Norden und Workington im Süden.

Das kleine Dorf ist umgeben von vielen Bächen und hatte in der Vergangenheit oft mit Überschwemmungen zu kämpfen. Es gibt einen kleinen Bahnhof, an welchem die Züge nur auf Anfrage halten, eine Grundschule und auch ein eigenes Rugby-Team.

Am äußersten Rande des Dorfes findet man dann die Fabrik von New Balance. Das macht diese Sneaker so besonders, denn die meisten großen Marken produzieren in Asien, da es dort günstiger ist. So wurden im Jahr 2020 beispielsweise mehr als die Hälfte der 20 Milliarden produzierten Paar Schuhe in China hergestellt.

In Europa wurden im gleichen Jahr lediglich 3% der Schuhe hergestellt. Im Hinblick auf die immer lauter werdende Diskussion um Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen, geraten diese Produktionsstätten im Ausland zunehmend in die Kritik.

In einem Interview erklärte der Materials Sourcing & Development Manager Chris Hodgson, dass das erste Paar, das jemals in Flimby produziert wurde, ein H610 Wanderschuh war.

Es folgte ein 990-Laufschuh und Fußball- und Basketballschuhe für die USA. Bevor die Entwürfe sich dann in Richtung Lifestyle entwickelten, wurden in Flimby unter anderem Outdoor Schuhe hergestellt.

Natürlich produziert New Balance auch in vielen anderen Ländern wie beispielsweise den USA aber die Produktionsstätte in Flimby wird wohl immer etwas Besonderes bleiben. Zum 40. Jubiläum hat New Balance ein Video veröffentlicht, welches man als Liebeserklärung an den kleinen Küstenort in England verstehen kann. 

Im April 2009, also vor 13 Jahren, hatte ich die Möglichkeit zum ersten Mal die New Balance Flimby Factory zu besuchen. New Balance hatte seinerzeit einige deutsche Händler dazu eingeladen. Für uns war das eine große Ehre, waren wir doch erst seit einem Jahr "offizielle Turnschuhverkäufer". 

Begleitet wurden wir von Till Jagla und Sven Ehret. Weitere Stores die an der Reise teilgenommen haben waren unter anderem Asphaltgold, Overkill, Stylefile, Frontline (RIP) und Stil-Laden aus Wien. 

Niemand hatte zu der Zeit, wie heute üblich, ein "Telefon" in der Tasche welches in der Lage ist 4K-Videos zu drehen.

Die Fotos entstanden mit einer Sony DSC-P200 und einer Canon DIGITAL IXUS 55.

Unser erstes Ziel war das New Balance UK Headquarter,

wo wir uns in einem Showroom neben einigen MADE Modellen auch Highlights aus kommenden Kollektionen die in Asien gefertigt werden sollten, anschauen konnten. 

Wir wurden sehr luxuriös im Armatwaithe Hall Hotel untergebracht, welches im Lake District von Cumbria liegt. Es ist etwa eine halbe Stunde von Flimby entfernt. 

Das Hotel ist wunderschön, wir kamen uns nur etwas underdressed vor da wir alle mit unserer Sneakermontur von Menschen umgeben waren die eher nach Adel aussahen…

das Flimby Made Gentlemen’s Pack wurde erst 5 Jahre später released, das hätte auf jeden Fall perfekt gepasst.

Eine Zigarre war jedoch schon am Start...

Ein Highlight trug sich am Morgen des 15. Aprils zu.

Mit einem Land Rover (was anderes darf man in der Umgebung auch gar nicht fahren :)) wurden wir zu einem Tontaubenschiessen eingeladen. 

Hierbei haben wir uns entgegen der vermeintlichen Erwartungshaltung der Einheimischen trotz unserer City Boy Looks relativ gut geschlagen. Ich weiß leider nicht mehr, wer auf dem ersten Platz gelandet ist, aber es hat zumindest jeder mal "fliegenden Ton" getroffen.

Am Mittag des gleichen Tages aber war es dann endlich so weit.

Wir fuhren Richtung Küste mit dem Ziel Flimby. 

Dort bekamen wir eine sehr informative Führung durch das Werk und konnten live sehen wie viele Arbeitsschritte und Handgriffe nötig sind um die so geliebten Made in UK Sneaker herzustellen. 

In Produktion waren zu der Zeit der 576,

577,

991 und

1300.

Speziell den 577 in navy und grey haben wir in den folgenden Jahren sehr erfolgreich verkauft. Sie gehörten über eine längere Zeit zu den NOS Modellen aus Flimby. 

Krönender Abschluß unseres Werksaufenthalts war die Möglichkeit einen one-of-one zu designen. Ich kann mich nicht genau erinnern ob wir den M576 gewählt hatten oder das vorgegeben war.

Das Ergebnis wurde uns einige Monate später zugeschickt. Ich weiß noch, dass ich mich von all den Optionen hinsichtlich Farben und Materialien ziemlich überfordert gefühlt habe.

Als großer Fan des Oddity Metro Attitude, der zwei Jahre zuvor erschienen war, hatte ich leider den Drang möglichst viele Farben unterzubekommen. Einen Fehler den glaube ich auch viele bei ihren ersten ID Versuchen gemacht haben. Nur weil es möglich ist, muss es nicht unbedingt schön sein. 

Ich habe tatsächlich keine Fotos von dem One of One M576 gefunden, werde die jedoch hier nachreichen sobald sie auftauchen.

Diese Woche habe ich die Ehre mich ein 2. Mal auf den Weg nach Flimby machen zu dürfen. Gemeinsam mit Asphaltgold besuchen wir sowohl die New Balance Factory als auch den Ort.

Wir versprechen von dort etwas mitzubringen. 

Nein, kein Schaf.

Fotos sneaker.de, Niklas Weiss, John Gios, New Balance