Wir freuen uns, ein exklusives Interview mit Rory Fuerst Jr., dem Innovation Director von KEEN Footwear, zu präsentieren. Rory Jr., der praktisch in der Schuhindustrie aufgewachsen ist, begann bereits als Teenager für KEEN zu arbeiten. Heute leitet er die Forschungs- und Entwicklungsabteilung und ist maßgeblich an der Innovationsstrategie des Unternehmens beteiligt.
Im Rahmen der Fashion Week hatten wir die Gelegenheit, mit ihm über seine Leidenschaft für Schuhe, die Geschichte von KEEN und die Zukunft der Schuhindustrie zu sprechen. Rory teilt seine persönlichen Erinnerungen und Einblicke in die nachhaltigen Praktiken und technologischen Fortschritte, die KEEN von anderen Marken unterscheiden.
‍
A: Wer bist du? Kannst du dich kurz vorstellen?
R: Also, mein Name ist Rory Fuerst Jr. und ich bin... Leute, ich habe jetzt einen langen Titel, aber im Grunde mache ich Forschung und Entwicklung bei KEEN.
‍
A: Warst du als Kind/Jugendlicher ein Sneaker-Fan oder hattest du eine besondere Beziehung zu Sneakern oder Schuhen, bevor du bei KEEN angefangen hast?
R: Ich bin in der Schuhindustrie aufgewachsen. Ich wĂĽrde sagen, dass ich ein Fan von jedem coolen Schuh bin, weiĂźt du? Und ich denke, Sneaker fallen in diese Kategorie. Ich war also schon immer ein Fan von Schuhen. Ich meine, ich hatte keine Wahl, weil ich in einer Schuhfabrik aufgewachsen bin.
‍
‍
A: Kannst du dich an ein Modell erinnern, das dich in die Welt der Schuhe (oder Sneaker) eingefĂĽhrt hat?
R: Das ist eine sehr, sehr gute Frage. Also, ich erinnere mich, dass der erste Schuh, den ich je getragen habe, die Nike Air Ups waren. Ich weiĂź nicht, ob ihr euch an sie erinnert. Ich glaube, es waren Basketballschuhe. Ich glaube, es waren Schuhe mit dem Markenzeichen von Penny Hardaway, und ich wollte sie zu Weihnachten haben.
Und ich habe sie bekommen. Es gibt ein Video davon, meine Eltern haben es aufgenommen. Mein Vater hatte eine Menge Schuhfabriken. Als ich älter war, eröffnete er schließlich ein Reparaturcenter zur Neubesohlung von Schuhen. Das war in der Nähe meines Hauses.
Ich erinnere mich nur daran, dass ich dort durchging und es dort alle möglichen coolen Schuhe gab. Ich erinnere mich nicht mehr an die Modelle, sondern nur noch daran, wie sie aussahen. Ich könnte sie also wahrscheinlich besser zeichnen, als zu sagen, wer sie hergestellt hat.
‍
‍
A: Kannst du uns etwas über die Geschichte von KEEN erzählen? Wie hat die Marke angefangen?
R: Ein paar Leute haben 2003 ein Unternehmen gegründet und mein Vater war einer von ihnen. Es begann eigentlich als ein unabhängiges Forschungs- und Entwicklungsprojekt. Ich weiß noch, wie mein Vater versuchte, die Idee in der Branche zu verkaufen. Da mein Vater schon ewig in der Branche tätig war, hatte er viele Kontakte.
Aber niemand wollte es kaufen. Ich meine große Marken. Die größten Marken. Ich nenne sie nicht, denn das war in der Vergangenheit. Und dann war es so, dass auf der nächsten Outdoor-Einzelhandelsmesse in Amerika eine kleine Gruppe von Leuten KEEN gegründet hatte. Das war 2003. Ich denke, der Rest ist Geschichte.
‍
‍
Dieser Schuh war die Newport Sandal, die gestern Abend auf der Modenschau zu sehen war. Sie hat sich also von einer reinen Outdoor-Sandale zu einem Modeartikel entwickelt. Das ist eine lange Geschichte.
Ich persönlich habe, nun ja, so ziemlich sofort bei KEEN angefangen zu arbeiten. Aber eigentlich war ich noch in der High School. Ich ging also ein Jahr lang aufs College und fing dort an zu arbeiten. Ich war sozusagen vier Jahre lang Azubi.
Das war also sozusagen meine Universität. Ich war nicht auf dem College. Ich sage immer, dass ich in China zur Schule gegangen bin, wegen der vielen Fabriken. (lacht)
‍
‍
A: Wodurch unterscheidet sich KEEN von anderen Schuhmarken auf dem Markt?
R: Das Wichtigste ist, dass wir eine eigene Produktion haben, das ist sehr wichtig. Die meisten Marken haben das nicht. Einige der italienischen Hersteller tun das, aber es ist viel mehr.
Wir stellen etwa 50% unserer Schuhe in unseren Fabriken her. Das ist enorm. Ich denke, wir sind noch jung. Alle Marken, die ich genannt habe, sind alte Marken. Gute Marken, aber älter.
‍
‍
Und ich denke, wir sind ziemlich vielfältig in unserer Produktpalette. Ich meine, schau dir die Messe an, auf der wir gerade sind. Und das ist erst in ein paar Monaten. Wir machen also eine Menge verschiedener Dinge.
Und ich denke, persönlich, hoffe ich, dass wir das immer noch tun: Wir gehen eine Menge Risiken ein. Wir sind innovativ, und das ist gut so. Ich habe weiterhin einen Job.
‍
‍
‍
‍
A: Kannst du die Technologie hinter den Schuhen von KEEN erklären? Wie verbessert sie den Komfort und das Gesamterlebnis für die Kundinnen und Kunden?
R: Eine Sache, woran wir gearbeitet haben, ist die Chemikalien wegzulassen, die sehr schlecht für die Umwelt sind.  Wir arbeiten daran, die Arten von Klebstoffen einzuschränken, die wir in unseren Produkten verwenden. Wir versuchen insgesamt, alle Klebstoffe zu eliminieren.
Auch dies ist ein laufender Prozess. Das ist heute noch nicht der Fall. Ich denke, dass all diese Dinge rund um die Nachhaltigkeit noch nicht abgeschlossen sind. Für alles. Wir haben lange Zeit nicht darüber nachgedacht, und es wird lange dauern, das zu ändern.
‍
‍
Aber das ist nicht nur bei Schuhen der Fall. Es betrifft alles: Autos, StĂĽhle. Es dauert sehr lange, diese Dinge zu umzustellen. Ich stelle schon mein ganzes Leben lang Schuhe her, und ich glaube, die Leute nehmen das immer mehr wahr.
Wenn man sich das ansieht (Anmerkung der Red.:Â Rory schaut auf meinen Schuh). Oh, das ist New Balance, ein weiteres groĂźartiges Unternehmen. Aber der Schuh besteht aus einer Vielzahl von Teilen. Wenn man sich also die Lieferkette ansieht, ist sie gigantisch. Ich denke, es geht darum, diese Lieferkette zu bereinigen und zu lokalisieren.
Das ist ein groĂźer Teil dessen, was wir tun. AuĂźerdem konzentrieren wir uns darauf, haltbarere Produkte herzustellen. Denn wenn das nicht der Fall ist, muss man sie nach sechs Monaten wegwerfen.
‍
‍
A: Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema auf dem heutigen Markt. Welche Schritte unternimmt KEEN, um sicherzustellen, dass der Produktionsprozess umweltfreundlich ist?
R: Das ist ein wichtiger Grund, warum wir unsere Schuhe selbst herstellen. Zum anderen geht es darum, die besten Fabrikpartner zu finden und diese Beziehungen zu pflegen.
‍
‍
Und um noch einmal auf den Anfang der Diskussion über die Lieferkette zurückzukommen: Die Suche nach den besten Materialien und deren Beschaffung. Wir haben ein phänomenales Materialteam bei KEEN, das sehr auf Nachhaltigkeit bedacht ist.
Wir fangen also ganz am Anfang an und stellen sicher, dass die Materialien gut fĂĽr die Umwelt sind. Die Herstellung der Schuhe ist wirklich hochwertig, die Art und Weise, wie wir die Materialien schneiden und die Sohlen anbringen. Das ganze Ding, weiĂźt du.
‍
‍
A: Wie siehst du die Zukunft von KEEN im Hinblick auf das sich ändernde Kundenverhalten, Markttrends und die digitale Revolution? Wird der Gorpcore-Trend ausklingen oder ist er von Dauer?
R: Das ist eine gute Frage. Die Antwort lautet: Ja. Meine Vorhersage zum Trend: Ich denke, dass einige Trends ziemlich bald wieder verschwinden werden. Ich glaube, wir haben sozusagen einen Höhepunkt erreicht. Ich kann nicht sagen, wann, aber es passiert andauernd.
‍
‍
Es gibt einen groĂźen Schub fĂĽr das Recycling von Materialien, also von Kunststoffen. Ich denke, dass jeder herausfinden wird, dass das notwendig ist. Wenn alle darauf umsteigen, ist das das Beste fĂĽr die Umwelt.
Ich denke, wir werden sehen, dass viele natĂĽrliche Materialien wiederkommen werden. Canvas, Baumwolle und ich denke, Leder wird ein groĂźes Comeback erleben. Letztendlich ist Leder ein sehr gutes Material.
‍
‍
A: Welches Modell trägst du im Moment?
R: Uneek Slides. Das ist sozusagen die erste Kollaboration, die wir je gemacht haben. Die sind ungefähr 8 Jahre alt. Ich habe sie wahrscheinlich 500 Tage lang getragen. Ich habe mir die Sohle an der Ferse abgelaufen, aber der Rest ist noch ganz gut.
‍
‍
A: Welchen Sneaker hast du zuletzt gekauft?
R: (lacht) Nicht einen von unseren. Aber ich kann es dir trotzdem sagen. Ich war im Salomon Store, weil ich danach in die Schweiz fahre, und habe einen Salomon Genesis S/Lab gekauft. Das ist eine Art Trail-Running-Schuh. Also dachte ich, ich probiere ihn in der Schweiz aus. Ich laufe viel.
‍
‍
A: Hast du eine Sneaker-Anekdote, die du gerne erzählen möchtest?
R: Ich weiß es nicht. Es gibt eine Menge, da ich schon so lange in der Branche tätig bin. Eine meiner Lieblingsanekdoten ist, dass ich gerne reise und einkaufe.
Viele Leute sehen mich an, und denken ich würde  jeden Tag das Gleiche anziehen. Auch schneide ich meine Haare selten.
Und jetzt bin ich mit meiner Tochter hier. Und als wir in Europa angekommen waren, sagte sie: "Wow, Papa geht wirklich gerne einkaufen!"
Ich liebe es, nach Japan zu fahren, Japan ist das Beste, Amsterdam, Spanien, Italien und Teile von Deutschland. Ich liebe es einfach, herumzugehen und Schuhe viel zu lange anzuschauen.
‍
‍
A: Wie siehst du die Zukunft des Einzelhandels, insbesondere des stationären Geschäfts?
R: Ob ich glaube, dass er verschwinden wird? Nein, absolut nicht. Wird es jemals wieder so sein wie frĂĽher? Wie vor dem Internet?
Neulich gingen wir spazieren, und meine Tochter sah diese coole Sportswear fĂĽr Frauen, und sie sagte: "Das sieht cool aus, lass uns da reingehen." Es sah einfach nach einem coolen Laden aus, und ich wollte ihn mir ansehen.
‍
‍
‍
A:Â Und wenn sie auf einer Website ist, ist es dann anders?
R:Â Dann sage ich: "Das ist eine coole Website, schau sie dir an." Es ist passiert auf beiden Seiten. Es geht vielleicht ein bisschen runter, aber wer weiĂź, vielleicht auch rauf.
‍
A:Â Rory, es war mir ein VergnĂĽgen, vielen Dank fĂĽr diese Gelegenheit!
R:Â Danke Dir!
‍
‍
Fotos via KEEN